Das IDS trauert um Frau Prof. Dr. phil. Gisela Harras

Nachruf

Das Foto zeigt Prof. Dr. Gisela Harras.
© Annette Trabold, IDS

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache gedenkt seiner langjährigen Mitarbeiterin Prof. Dr. Gisela Harras, die am 25. Juni 2022 im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Freunde, Weggefährten und Weggefährtinnen trauern um eine geschätzte Kollegin und hervorragende Linguistin.

Nach dem Studium der Fächer Germanistik und Romanistik und einer Promotion aus dem thematischen Umfeld des „Deutschen Sprachatlas“ wirkte Gisela Harras über zehn prägende Jahre am Institut für Linguistik der Universität Stuttgart, damals eine Hochburg der strukturalistischen Schule, wo sie sich auch habilitierte. Mehrere Jahre als Professorin an der Universität Mannheim schlossen sich an. Von 1986 bis 1996 leitete sie die Abteilung Lexik / Lexikologie und Wortbildung des IDS; nach der Umstrukturierung des Instituts war sie bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2006 Forschungsleiterin in der Abteilung und führte eine Reihe von erfolgreichen Projekten durch.

Zwei Schwerpunkte kennzeichnen die Forschungsinteressen von Gisela Harras: die sprachanalytische Philosophie bzw. Theorie des sprachlichen Handelns und die lexikalische Semantik. In zahlreichen Publikationen theoretischer bis angewandt-lexikografischer Natur erforschte sie das weite Feld und die Beziehung zwischen den beiden Perspektiven auf Sprache. Erwähnt seien neben dem Studienbuch „Handlungssprache und Sprechhandlung“ die Publikationen „Brisante Wörter“ und  „Handbuch der Kommunikationsverben“, die jeweils mit Projektkollegen am IDS erarbeitet wurden.

Gisela Harras war nicht nur eine originelle Forscherin, sondern auch eine begeisterte Hochschullehrerin: Sie pflegte mit Vorträgen, Gastdozenturen und Kooperationen zahlreiche Kontakte im In- und Ausland, auch über die Grenzen des Fachs hinaus, so mit Vertretern der Sprachpsychologie und Mathematik. Besonders eng waren vor und nach der Wende ihre fachlichen und freundschaftlichen Beziehungen zu Kollegen aus der DDR; an der Universität Jena nahm sie 1990 eine Gastprofessur wahr.  Ihre Wohnung am Luisenpark war über viele Jahre z. B. während der IDS-Jahrestagungen ein Ort der Begegnung und des Austauschs.

Wir verlieren mit ihr eine unkonventionelle, im besten Sinne eigenwillige und inspirierende Persönlichkeit.

Prof. Dr. Gisela Zifonun