Prof. Dr. R. Tracy
Zielvereinbarung
Wissenstransfer
Mehrsprachigkeit (Januar 2002)
In den letzten Jahren sind das Thema Mehrsprachigkeit
und eine für moderne Gesellschaften charakteristische Multikulturalität
zunehmend in die öffentliche Diskussion geraten. Die besonderen Herausforderungen,
die sich im Zuge dieser Entwicklung für Individuen, Familien, Schulen,
Unternehmen und andere Formen sozialer Organisation ergeben, haben zu einer
erhöhten Nachfrage sprachwissenschaftlicher Expertise zu den Chancen
und Risiken der Mehrsprachigkeit und effektiven Fördermöglichkeiten
geführt. Es besteht großer Bedarf an der wissenschaftlichen Begleitung
und Evaluation neuer Schul- und Kindergartenmodelle (z.B. im Rahmen der
Einführung des frühen Fremdsprachenunterrichts in Baden-Württemberg)
sowie an Informationsangeboten für Sprachtherapeuten, Sozialarbeitern,
Ärzten und Psychologen, die in ihrer Praxis mit (vermeintlichen) Problemen
sprachlicher Überforderung mehrsprachiger Kinder konfrontiert werden.
Angesichts des wachsenden Informationsbedarfs sind diejenigen
WissenschaftlerInnen, die sich in ihrer Forschung bereits seit Jahren mit
Fragen des Sprachkontakts und seinen Konsequenzen beschäftigen, gefordert,
sich verstärkt in die öffentliche Diskussion einzubringen. Sinnvoll
wäre es, den notwendigen Wissenstransfer im Rahmen eines universitären
Projekts zu organisieren und zu professionalisieren. Die Philosophische
Fakultät der Universität Mannheim schlägt daher als eine
ihrer Zielvereinbarungen die Einrichtung einer Arbeitsstelle für Wissenstransfer
"Mehrsprachigkeit" vor. Die einzelnen Aufgaben des Projekts werden in der
ausführlichen Begründung des Antrags (s. Anlage) erläutert.
Mittel- und langfristige Ziele der Arbeitsstelle über die Gewährleistung
des Wissenstransfers hinaus bestehen in der Einwerbung von Drittmitteln
für Forschungsprojekte sowie die Entwicklung von neuen Tätigkeitsfeldern
an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Letztere Initiative sollte
auch Studierenden und AbsolventInnen der Universität Mannheim zugute
kommen.
Vergleichbare Initiativen existieren in Deutschland nur
an der Universität Hamburg, in Europa ansonsten vor allem in
den Niederlanden (Forschungszentrum Babylon in Tilburg) und in England
(University of Birmingham). Die Universität Mannheim bietet
für die Verankerung einer Arbeitsstelle für Wissenstransfer beste
Voraussetzungen. WissenschaftlerInnen der Philosophischen Fakultät
der Universität Mannheim haben sich seit Jahren in ihrer Forschung
mit verschiedenen Aspekten der Mehrsprachigkeit und Sprachkontaktphänomenen
(z.B. Code-switching) bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beschäftigt.
Probleme von Migration und Integration werden auch im Rahmen der DFG-Forschergruppe
"Sprachvariation" der Universität Mannheim und des IdS behandelt. Mehrere
Mitglieder der Forschergruppe haben bereits in der Vergangengheit an der
Gestaltung von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten für Pädagogen,
Logopäden und Familien mitgewirkt und werden auch weiterhin die wissenschaftliche
Betreuung des Projekts sicherstellen.