Pressemitteilung, 8. März 2005

Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft an Jürg Fleischer und Nanna Fuhrhop

Untersuchung zum Westjiddischen und zur Grammatik des Adjektivs

Der Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft der Hugo-Moser-Stiftung wird in diesem Jahr an Dr. Jürg Fleischer (Berlin/Zürich) und Dr. Nanna Fuhrhop (Berlin) verliehen. Der Preis in Höhe von 8.000 Euro wird für noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten im Bereich der germanistischen Linguistik an Nachwuchsgermanisten vergeben und wird in diesem Jahr geteilt.

Gestiftet wurde er 1986 vom Mitbegründer und ersten Präsidenten des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Prof. Dr. Dr. mult. Hugo Moser und dessen Ehefrau Hildegard Moser. Verliehen wird der Preis zur Eröffnung der 41. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache am 15. März 2005 im Stadthaus in Mannheim.

Dr. Jürg Fleischer (31) erhält den Preis für sein Forschungsprojekt zum Thema: "Grammatik des Westjiddischen im hochalemannischen Sprachgebiet." Das Westjiddische wurde im Gegensatz zum Ostjiddischen im Zuge der Emanzipation seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zugunsten des Deutschen aufgegeben. Das moderne gesprochene Westjiddische ist heute vollständig ausgestorben und bislang wenig erforscht. Im Südwesten des ehemaligen jiddischen Sprachgebietes kommt den Schweizer Dialekten, dem so genannten Surbtaler Jiddisch, in zweierlei Hinsicht eine Sonderstellung zu. Zum einen blieben die Schweizer jüdischen Gemeinden vom Holocaust verschont, und so konnten in den Fünfziger- und Sechzigerjahren mehr Informanten aus der Schweiz als aus Deutschland dokumentiert werden, andererseits sind die Schweizer Informanten weniger stark vom Deutschen beeinflusst, was mit der in der deutschsprachigen Schweiz herrschenden Mehrsprachigkeit in Zusammenhang steht. Mit der geplanten Publikation will Fleischer zu einem besseren Verständnis des Verhältnisses zwischen Deutsch und seiner Nahsprache Jiddisch beitragen.

Dr. Nanna Fuhrhop (36) wird für ihre Untersuchungen zur Grammatik des Adjektivs ausgezeichnet. Wesentliche Teile der Grammatikforschung betrachten vorwiegend das Verb, das Substantiv oder die so genannten funktionalen Wortklassen wie Artikel, Konjunktionen usw. Die Adjektive sind relativ zu ihrer Stellung im Sprachsystem im Allgemeinen recht wenig untersucht. Dieses Projekt soll einige Lücken schließen. Zum einen wird die Adjektivgruppe untersucht: In welchem syntaktischen Verhältnis steht beispielsweise 'erstaunlich' zu 'gut' in 'erstaunlich gut'? Eine häufige Konstruktion, die aber grammatisch wenig behandelt wurde und die auch im Zusammenhang zur Abgrenzung von Adjektiv und Adverb im Deutschen steht: 'erstaunlich gut' kann syntaktisch mit 'sehr gut' verglichen werden. Zum anderen werden die Adjektivkomposita näher beleuchtet. Gerade an Vergleichen wie 'das Buch ist seinen Preis wert' und 'das Buch ist preiswert' kann das Verhältnis von Wortbildung und Syntax sehr gut untersucht werden.

Mit dem Förderpreis (im Rahmen des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft) unterstreicht der wissenschaftliche Beirat der Hugo-Moser-Stiftung, dass die Forschungsvorhaben von Nanna Fuhrhop und Jürg Fleischer als besonders förderungswürdig erachtet werden.

Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte (http://www.ids-mannheim.de). Das IDS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Näheres unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de