Presse-Information, 28. Januar 2002

Gesprochenes Deutsch online - Das Deutsche Spracharchiv virtuell

Vorbei ist die Zeit, in der man Tonbänder mühselig spulen und abhören musste: Das Deutsche Spracharchiv ist digital und eröffnet mit seinen Tonaufnahmen des gesprochenen Deutsch der Sprachwissenschaft völlig neue Möglichkeiten des Arbeitens.

Das Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim, verfügt mit dem Deutschen Spracharchiv (DSAv) über die weltweit größte Sammlung von Tonaufnahmen des gesprochenen Deutsch. Insgesamt handelt es sich um ca. 15.000 Aufnahmen. Sie bieten einen umfassenden Bestand deutscher Dialekte (ca. 8500 Aufnahmen aus der alten Bundesrepublik, der DDR und den ehemaligen deutschen Ostgebieten), dokumentieren die deutschen Umgangssprachen, das gesprochene Standarddeutsch, zahlreiche Varietäten aus deutschen Sprachinseln im Ausland sowie Gesprächsverhalten in verschiedenen Kontexten. Mit der Beherbergung des Deutschen Spracharchivs unterstreicht das Institut für Deutsche Sprache erneut seine Rolle als zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung des heutigen Deutsch und seiner neueren Geschichte.

Die VolkswagenStiftung hat das DSAv durch eine Förderung in Höhe von 735.000 Mark in die Lage versetzt, die Erfassung und Archivierung seiner Bestände auf eine elektronische Basis zu stellen und sie auf diese Weise für die wissenschaftliche Forschung besser zu erschließen.

Dieses Ziel wurde durch den Aufbau der Datenbank "Gesprochenes Deutsch" verwirklicht, die im Internet zur Verfügung steht und so Recherchen aus aller Welt in den Beständen des Spracharchivs erlaubt. Die öffentliche Version der Datenbank enthält die gesamten dokumentarischen Daten zu Aufnahmen des DSAv, die im Archiv digital zur Verfügung stehen, sowie 12 "alignierte" Transkripte und Tonaufnahmen als Beispiele. Aligniert bedeutet hier, dass Töne und Texte einander parallel zugeordnet wurden, dass man also die Verschriftlichung einer Tonaufnahme im Internet aufrufen und lesen und an jeder beliebigen Stelle durch Mausklick einen 10 Sekunden langen Ausschnitt anhören kann. Per Volltext-Recherche kann man in der Dokumentation nach bestimmten Themen (z.B. Arzt-Patient-Kommunikation, Handwerke, Volksbräuche), nach bestimmten Formen des Deutschen (z.B. schlesische Dialekte, Umgangsprache von Mannheim, ein Studienberatungsgespräch) oder Typen von Sprecherinnen und Sprechern (z.B. Bäckermeister, alte Männer, junge Frauen) etc. suchen. Vor allem für die Sprachwissenschaftler ist es attraktiv und nützlich, in den Transkripten wortweise zu recherchieren, um Probleme der Aussprache, Grammatik oder Syntax unmittelbar an gesprochenen Texten analysieren zu können.

Die Datenbank wird neben der öffentlichen Version, die von jedem genutzt werden kann, eine hausinterne und eine für die wissenschaftliche Nutzung bestimmte Version haben. In dieser sind Anfang 2002 mehr als 1000 alignierte Tonaufnahmen zugänglich. Dafür ist eine Anmeldung erforderlich.

Und hier ist die Adresse: http://www.ids-mannheim.de/DSAv/.
Testen Sie selbst!

Das Institut für Deutsche Sprache gehört zusammen mit 78 anderen außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen für die Forschung zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. (WGL).

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Dr. Peter Wagener
Institut für Deutsche Sprache
R5, 6-13
68161 Mannheim
E-Mail: wagener@ids-mannheim.de
Tel.: 0621-1581-109