Presse-Information, 17. Oktober 2001

Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Gerhard Stickel,
Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim

Der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, Prof. Dr. Gerhard Stickel (64), erhielt im Rahmen einer Feierstunde des Staatsministeriums Baden-Württemberg das Bundesverdienstkreuz am Bande. Gerhard Stickel wurde für seine Verdienste um die Entwicklung des Instituts für Deutsche Sprache zu einer im In- und Ausland als Forschungszentrum hoch geachteten Institution ausgezeichnet. Das IDS ist die zentrale und einzige außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung des heutigen Deutsch und seiner neueren Geschichte. Rund hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Institut für Deutsche Sprache im Herzen der Mannheimer Innenstadt beschäftigt, darunter mehrere aus dem ehemaligen "Zentralinstitut für Sprachwissenschaft" in Ostberlin. Der umsichtigen Institutspolitik des Direktors ist es wesentlich zu verdanken, dass 1991 ihre Integration in das IDS und in die neue Lebenswelt reibungslos vonstatten ging.

G. Stickel hat in seiner 25-jährigen Amtszeit als Direktor erheblich dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit von sprachwissenschaftlichen Fragen Kenntnis nimmt. So haben beispielsweise die Jahrestagungen des IDS bedeutende Impulse für die wissenschaftliche und öffentliche Debatte wichtiger Sprachfragen gegeben. Themen wie die Rechtschreibreform, die Entwicklung der deutschen regionalen Umgangssprachen, Themenkomplexe wie "Sprache und Recht" oder "Sprache und neue Medien", die Fremdwortdebatte und die gegenwärtige Diskussion über den verstärkten Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache fanden große fachinterne und öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei hat sich der Institutsleiter in allen Stellungnahmen stets nachdrücklich für eine Versachlichung der Debatte trotz aller politischen und emotionalen Implikationen eingesetzt.

Auch wenn das IDS keinen sprachpflegerischen Auftrag wie klassische Sprachakademien in anderen europäischen Ländern hat, entwickelte es sich doch unter der zielstrebigen Anleitung des Direktors zu der zentralen Sprachbeobachtungs-, Auskunfts- und Beratungsstelle für aktuelle Sprachfragen.

Eine wichtige Rolle nimmt das IDS als Treffpunkt für In- und Auslandsgermanisten ein. Gerhard Stickel, der selbst zweieinhalb Jahre als DAAD-Lektor in Japan verbrachte, maß und misst der Pflege der Auslandsbeziehungen einen besonders hohen Wert bei. Dieses Engagement spiegelt sich sowohl in seiner Mitgliedschaft im Fachbeirat Germanistik des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) wider als auch in der Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Stickels vielfältige Erfahrungen in der Wissenschaftsorganisation und der institutionellen Strukturpolitik sind auch der Fundus für seine seit 1994 erfolgreich ausgeübte Tätigkeit als Sprecher der geistes- und kulturwissenschaftlichen Sektion in der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, der das IDS angehört.

Gerhard Stickel hat darüber hinaus eine gemeinsame europäische sprachpolitische Initiative angeregt und Vertreter der Institute für die Landessprachen in der europäischen Union für ein gemeinsames Vorgehen gewonnen. Repräsentanten aus neun Ländern einigten sich im Dezember 2000 auf die "Mannheimer Erklärung zur Rolle der Hochsprachen und der Mehrsprachigkeit in Europa". Die Ländervertreter streben u.a. die Gründung eines Ständigen Rats der zentralen Sprachinstitutionen aller Staaten der Europäischen Union an, der die Instanzen der Europäischen Union in sprachpolitischen Angelegenheiten beraten soll.